Case Studies Klimaschutz mit Pflanzenkohle

biochar transparent 2 230x202Neben seinem Geschäftsführerposten bei BobenOp engagiert sich Christoph Thomsen im Rahmen eines Stipendiums im Themenfeld Pflanzenkohle. Im Interview fragen wir ihn nach seiner Motivation und seinen Plänen für das kommende halbe Jahr.

Christoph, wie bist du zu dem Thema Pflanzenkohle gekommen?

Seit Herbst 2020 bin ich für BobenOp mit dem Projekt HumusReich Teil der Farm-Food-Climate Challenge (FFCC), bei der 130 Initiativen an einer Vielzahl an Lösungsansätzen entlang der gesamten Wertschöpfungskette Landwirtschaft und Ernährung arbeiten. Die Challenge möchte Akteure vernetzen, Lösungen weiterentwickeln und testen, wie diese gemeinsam mit privaten und öffentlichen Akteuren in die Breite gebracht werden können. Einer dieser Lösungsansätze ist Pflanzenkohle. Eine Hand voll von Initiativen, die sich innerhalb der FFCC intensiv damit auseinandersetzt, hat die Vision eines "Carbon Valley" entwickelt und Mittel aufgetan, um damit etwas ausprobieren zu können. Und so kann ich mich im Rahmen eines Stipendiums bis Mitte des Jahres einen Teil meiner Zeit dort einbringen.

Was kann Pflanzenkohle denn zum Klimaschutz beitragen?

Klimaschutz wird meist nur in Verbindung gebracht mit Erneuerbaren Energien und Energieeffizienz, manchmal auch mit Verhaltensänderung (Suffizienz). Das alles ist zwingend notwendig. Und doch werden sich die international vereinbarten Ziele "deutlich unterhalb von 2°C Erderwärmung" und das EU-Ziel "Klimaneutralität bis 2050" damit allein nicht erreichen lassen. Schätzungen des EBI zufolge müssen dafür Kohlenstoffsenken in einem Umfang von jährlich mindestens 850 Mio. t CO2 anwachsen. Pflanzenkohle ist dabei neben (Wieder-) Aufforstung und Humusaufbau einer der drei Lösungsansätze, die kurzfristig ein relevantes Senken-Volumen ermöglichen und gleichzeitig kosteneffizient sind. Und dabei noch einen Zusatz- bzw. Hauptnutzen haben.

Und worin genau besteht der Zusatznutzen der Pflanzenkohle?

Das hängt ganz von der Anwendung ab. Bisher geht der Großteil der Pflanzenkohle in die Landwirtschaft. dort ist sie ein natürlicher Verbündeter zum Humusaufbau. Pflanzenkohle kann hervorragend Wasser und Nährstoffe speichern. Sinnvoll ist es, sie möglichst früh in den Prozess einzubringen und dann mehrfach, d.h. in Kaskaden, zu nutzen. Als Siliermittel, als Tierfutter für eine bessere Verdauung und bessere Tiergesundheit, in der Einstreu oder der Gülle für weniger Geruchsentwicklung und Ammoniak-Ausgasungen und in der Biogasanlage zur Stabilisierung der Prozesse und dann im Boden.

Auch über die Landwirtschaft hinaus gibt es eine ganze Reihe an nutzenstiftenden Anwendungsfällen. Seit ein paar Jahren wird Pflanzenkohle intensiv beforscht. In Stockholm beispielswiese wird sie bei Baumpflanzungen mit beigemischt. Andernorts nimmt man sie zur Abwasserreinigung oder als ökologischen Baustoff. Und auch zur Dekontamination belasteter Böden und als Kunststoff-Ersatz in Plastik wird sie testweise angewendet. Darüber hinaus bin ich gespannt, was sich aus Ansätzen wie "klimapositiv bauen" mit Pflanzenkohle im Beton  oder "klimapositiv Straßen teeren" bei Beimischung in den Asphalt in den kommenden Jahren an marktfähigen Lösungsmöglichkeiten entwickelt...

...Doch wieder zurück zum hier und jetzt - Worum geht es euch denn beim Carbon Valley?

Zunächst einmal wollen wir, das Reststoffe sinnvoll verwertet und Stoffkreisläufe geschlossen werden. Holzige Anteile im Kompost, nasser Klärschlamm, der durch die halbe Republik gefahren und dort verbrannt wird oder Knickholz, das als Osterfeuer endet, sind nur drei Beispiele für verschenkte Potentiale, die man auch zu Pflanzenkohle umwandeln könnte. Im ersten Halbjahr 2020 werden wir anhand verschiedener Praxisbeispiele schauen, wo und wie sich Pflanzenkohle sinnvoll und unter wirtschaftlichen Rahmenbedingungen herstellen lässt  Und wie sie sich dann lokal/regional sinnvoll einsetzen lässt.

abschließende Frage: Was ist deine ganz persönliche Motivation dabei?

Der Glaube. Der Glaube, dass wir den Auftrag haben Gottes Schöpfung zu bewahren. Also das, was andere "nachhaltig leben" nennen. Und dann liebe ich es, neues anzustoßen. Am meisten Spaß macht das, wenn sich damit Win-Win-Situationen schaffen lassen, so wie mit der Pflanzenkohle und auch an vielen Stellen bei BobenOp.

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