Das Ehrenamt – gesellschaftlich relevant oder ein Auslaufmodell? Interview mit Agnes Kuhrau, wohnhaft in Husby, 74 Jahre alt.
Art der ehrenamtlichen Tätigkeit, Verein/Organisation
Bis zu meinem Ausscheiden im Mai 2023 war ich langjähriges Mitglied der Gemeindevertretung Husby für die SPD, viele Jahre Fraktionsvorsitzende und Mitglied in diversen Ausschüssen sowie Mitarbeiterin in der Flüchtlingsarbeit.
Welche Aufgaben/Projekte übernimmst bzw. übernahmst du?
Ich habe lange im Ausschuss Jugend/Sport/Soziales mitgearbeitet und hier nach vier Jahren den Vorsitz übernommen. Weiterhin war ich im Bauausschuss aktiv und arbeite, auch heute noch, in der Redaktion unseres Amtsblattes.
Ich war Mitgründerin einer Bürgerinitiative gegen die damals geplante Restedeponie in Gremmerup. Diese Deponie konnte glücklicherweise verhindert werden. Als Fraktionsvorsitzende kamen alle Themen auf mich zu. Viele Baugebiete wurden „gefüllt“, nachdem die Öffnung auch für Käufer außerhalb von Husby durch meine Initiative hin realisiert wurde. Thema im Bauausschuss war und ist auch die geplanten Nahwärmeversorgung in Zusammenarbeit mit BobenOp. Als Vorsitzende des Ausschusses Jugend haben wir Fördermittel eingeworben für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Hier ist dann auch die Skateranlage auf der Sportanlage des Sportvereins entstanden. Im Kinder- und Jugendbereich sind die Umkleiden neu gestaltet/gebaut worden mit Jugendraum und Räumen für den Sportverein. Später kam die Gaststätte dazu, dann auch mit dem Anbau des Wintergartens, alles mit Fördermitteln finanziert.
1987 habe ich mit der Gemeinde einen Antrag an die Bahn gestellt, Husby als Bahnhaltepunkt wieder aufzunehmen. Nach vielen Gesprächsrunden wurde dann im Jahre 2000 offiziell der Bahnhof Husby eingeweiht und seitdem hält die Bahn wieder in Husby. Weiterhin haben wir verschiedene Verkehrsberuhigungsmaßnahmen im Ort initiiert, wie z.B. zuletzt die 30 km/h-Zone vor dem Lichthof.
Wir, die Gemeinde, haben uns eingesetzt für die Verwirklichung des Projektes „Lichthof“. Es ist wichtig, die älteren Menschen im Ort zu behalten. Die Einrichtung des Seniorenbeirates war ein weiteres Anliegen, was umgesetzt wurde.
Wir unterstützen den Kindergarten bei der Einrichtung weiterer Gruppen und dem Neubau von Spielplätzen mit Kleinkinderspielgeräten.
Seit 2014 habe ich mich zusätzlich in der Flüchtlingsarbeit engagiert in Zusammenarbeit mit dem Amt Hürup. Das waren die wichtigsten und größten Projekte, die ich in meiner Zeit mit „durchgebracht“ habe.
Wie bist du zu „deiner“ Aufgabe gekommen?
Ich bin 1990 angesprochen worden, ob ich in der Gemeindevertretung Husby mitarbeiten würde, da Frauen in der Politik gewünscht und gebraucht wurden. Aber ich habe gleich gesagt, Mitarbeit „ja“, aber nicht nur, um Frauen dabei zu haben. Meine Antwort war: Entweder arbeite ich ordentlich mit oder gar nicht.
Ich erhielt dann bei der Wahl sofort die zweitmeisten Stimmen der SPD und war seitdem Mitglied in der Gemeindevertretung.
Welche Motive hast du für dein Engagement? Was treibt dich persönlich an?
Ich habe ein Helfersyndrom und war es gewohnt durch meine hauptberufliche Tätigkeit im KBA mit Menschen umzugehen und wurde oft um Hilfestellung gebeten von Mitarbeitenden des Hauses. Ich verstand mich als Sprecherin, sowohl für die Mitarbeitenden wie auch für den Arbeitgeber. Außerdem mochte ich die Arbeit mit Gesetzen und Vorschriften, was auch in der Gemeindevertretung hilfreich war. Ich unterstütze gern mit Rat und Tat.
In welchen Bereichen profitierst DU von deiner ehrenamtlichen Tätigkeit?
Die Arbeit in der Gemeinde hat einfach viel Spaß gemacht.
Gibt es besondere positive Erlebnisse/ Ereignisse im Zusammenhang mit deinem Engagement?
Ich erinnere mich gern an die vielen Aktionen für und mit Kindern mit den neuen Kinderspielplätzen und Spielgeräten. Auch hat man mir bei der Verabschiedung aus der Gemeindevertretung den „Goldenen Hammer“ überreicht, in Anspielung auf mein Wirken in puncto Spielplätze. Hier habe ich mittels Hammers die Festigkeit der hölzernen Geräte regelmäßig testen müssen.
Im letzten Jahr habe ich für meine langjährige, ehrenamtliche Tätigkeit die „Freiherr von Stein Medaille“ vom Land verliehen bekommen. Das ist die höchste Auszeichnung in Schleswig-Holstein für ehrenamtlich Engagierte. Das war ein tolles Erlebnis.
Was würdest du dir für die Zukunft in puncto Engagement im Ehrenamt wünschen?
Das ganze Ehrenamt ist so immens wichtig für die Bürger*innen. Es reicht auch mal aus, sich zeitweise oder in kleineren Projekten im Verein oder der Nachbarschaftshilfe zu beteiligen. Es ist so wichtig, etwas gemeinsam auf die Beine zu stellen, miteinander zu arbeiten und sich einzubringen.
Die komplette 8 .Folge von „STARK im Ehrenamt“ ist hier bei Spotify zu hören.